Rezension: Praxishandbuch Sportrecht (Fritzweiler/Pfister/Summerer)

Sportrecht – mal etwas ganz Anderes. Jedoch ein Rechtsgebiet, das im Rahmen der immer weiter voranschreitenden Kommerzialisierung und Professionalisierung des Sports an Bedeutung gewinnt. Das Reizvolle dabei: Sportrecht befasst sich mit diversen klassischen Rechtsgebieten, so dem Schuldrecht, Gesellschaftsrecht, Zivilprozessrecht, Medienrecht, Strafrecht, Verfassungsrecht, Arbeitsrecht und vielen mehr. Das Praxishandbuch Sportrecht von den Sportrechtspraktikern Jochen Fritzweiler, Bernhard Pfister und Thomas Summerer bietet in neun Teilen einen guten Überblick zu einem großen und teilweise schwierig zu durchschauenden Themengebiet.

Das mittlerweile in der dritten Auflage erschienene, über 1000 Seiten starke Werk ist in folgende Teilbereiche untergliedert:

Sport und Staat

Die Grundlage von in Vereinen organisiertem Sport ist von verfassungsrechtlicher Natur. Ein Umstand, den man gerne vergisst. Das Kapitel erläutert, dass der Sport in Deutschland vom Staat getrennt ist und die nationalen Sportverbände Subjekte des Privatrechts sind und Autonomie nach Art. 9 GG besitzen.  Auch das Thema Rechtssetzungsbefugnis wird hier erklärt, auf das das Vereins- und Verbandswesen aufbaut.

Sport, Vereine, Verbände, Kapitalgesellschaften

Dieser Teil gibt einen Überblick über die Sportorganisationen (Landes- und Bundesfachsportverbände, DOSB, internationale Verbände) und einen Einblick in die Struktur und Regelwerke großer Sportorganisationen. Insbesondere anhand des DFB lässt sich anhand der Vielzahl von Statuten, Ordnungen und Bestimmungen die rechtliche Struktur des Verbands erkennen. Dabei wird auch dem Thema Gemeinnützigkeit Bedeutung beigemessen. Gleichzeitig wird die Widersprüchlichkeit in großen Sportverbänden, die de facto Wirtschaftsunternehmen mit Monopolstellung sind, herausgestellt. Daneben geht es auch im die Themen Insolvenz in Sportvereinen, die Bindungswirkungen von Satzungen für Sportler im Rahmen des Ein-Platz-Prinzips. Die Ordnungs- und Strafgewalt der Vereine/Verbände ist ebenfalls ein in der Öffentlichkeit viel diskutiertes Thema, das in diesem Kapitel gewürdigt wird.

Sport, Arbeit und Wirtschaft

Eine Vielzahl von Verträgen wird im Rahmen des Sports täglich geschlossen. Darunter Sportleistungsverträge, Werbeleistungsverträge (auch Sponsoringverträge genannt), Vermittlungsverträge, Fernseh-Verwertungsverträge, Zuschauerverträge, Sportwettverträge, Versicherungsverträge. Dieses Kapitel beleuchtet jeden einzelnen Vertragstyp und verbindet die rechtliche Theorie mit (bekannten) Beispielen aus der Sportpraxis.

Sport und Medien

Die Medien sind wohl der Hauptgrund für den Aufstieg und die Kommerzialisierung des Sports. Dazu gehören allerdings auch Nachteile, denen Sportler wegen bspw. schädigender Sportberichterstattung oder unerlaubter Nutzung von Namens- oder Bildrechten ausgesetzt sind. Das Kapitel geht aktuell auch auf die Besonderheiten der elektronischen Medien ein.

Sport, Schäden und Beeinträchtigungen

Das Kapitel, das sich mit der Haftung für Sportler, Sportveranstalter und Zuschauer befasst, macht das Buch vor allem für Organisatoren von Sportevents interessant. Anhand von Beispielen – darunter Gerichtsurteile infolge von (Straf)verhandlungen vor Gerichten – werden die Risiken aufgezeigt und wie ihnen adäquat begegnet werden kann. Auch wird dargestellt, wie sich derlei Risiken mit Versicherungen abfedern lassen.

Internationales Sportrecht

Das Kapitel Internationale Sportrecht nimmt unter anderem zur Schiedsgerichtsbarkeit Stellung, die immer wieder Gegenstand größerer Diskussionen in der Öffentlichkeit ist. Spätestens seit der gerichtlichen Auseinandersetzung zwischen der Eisschnellläuferin Claudia Pechstein und dem Eislauf-Weltverband mit höchstinstanzlichen Entscheidungen sowohl des Cas als auch des BGH wird die Frage nach der Neutralität der Sportgerichtsbarkeit kontrovers diskutiert. Das Kapitel versucht einzuordnen, ohne der aufgeregten Debatte anheimzufallen.

Sport und Europarecht

Hier ist vor allem die rege Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofs zu Sportfragen interessant. So hat bspw. das Bosman-Urteil den europäischen Clubfußball maßgeblich verändert.

Sport und Strafrecht

Warum Doping nicht so einfach als Betrug angesehen werden kann, erklärt dieses Kapitel. Dasselbe gilt für den Tatbestand der Körperverletzung. Überaus aufschlussreich unter Darstellung zahlreicher vertretener Rechtsansichten und Meinungsstreits.

Sport und Steuern

Die Besteuerung von Sportvereinen und -verbänden ist insbesondere für Funktionäre derselben relevant.

 

Fazit: Ein rundum gelungener und empfehlenswerter Überblick aus den teilweise unübersichtlich zahlreichen Gebieten des Sportrechts. Mit umfangreichen Literaturangaben.

 

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